Im Berner Oberland befinden sich der tiefblaue Thunersee sowie der türkisfarbene Brienzersee, welche beide samt zu einer Schifffahrt einladen. Von Thun aus führt die Reise zuerst in Richtung Spiez. Anschliessend steuert der Kapitän sein Schiff über die Beatenbucht nach Neuhaus, und von dort durch den Schifffahrtskanal bis nach Interlaken West. Auf dem Brienzersee führt die Reise ab Interlaken Ost vorbei an Iseltwald und den Giessbachfällen bis nach Brienz. Eine bezaubernde Reise mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau...
3310, Thun-Spiez-Interlaken West
Ausgangspunkt für diese herrliche Schifffahrt, welche über die zwei wunderschöne Berner Oberländer Seen führt, ist Thun. Die Stadt liegt am Ausfluss der Aare aus dem Thunersee und wird auch als Tor des Berner Oberlandes bezeichnet. Die Schiffe der BLS Schifffahrt gelangen dank dem 1925 erbauten Schiffskanal direkt bis zum Bahnhof. Der Fahrplan sieht in der Sommersaison täglich sechs Kurse nach Interlaken West vor, im Winter wird immerhin eine tägliche Verbindung betrieben. Sobald dann alle Gäste einen Platz an Bord gefunden haben,
kann die gut zweistündige Reise los gehen. Das Schiff tuckert nun gemütlich den Aarekanal hinauf nach Scherzlige, wo bereits der Thunersee zu sehen ist. Kaum ist das Schiff auf dem sechst grössten See der Schweiz eingemündet, befindet sich auch schon der erste Halt am linken Seeufer. Nach einem kurzen Stopp in Hünibach führt die Fahrt weiter nach Hilterfingen. Die BLS betreibt die Schifffahrt auf dem Thuner- und Brienzersee schon seit 1913. Bei der Übernahme der Thunerseebahn wurde die Dampfschiffgesellschaft gleich mit übernommen.
Und so kam es dazu, dass eine Eisenbahngesellschaft nebenbei noch eine Schifffahrtsgesellschaft betreibt. Der nächste Halt ist in Oberhofen. Gleich neben der Anlegestation befindet sich das gleichnamige Schloss. Das stattliche Gebäude wurde seit dem 12. Jahrhundert stetig erweitert bis es seit Anfang des 19. Jahrhunderts in der heutigen Form erstrahlt. Im Anschluss nimmt der Kapitän Kurs auf Gunten, welches ebenfalls am linken Seeufer liegt. Die gegenüberliegende Seite wird mit Ausnahme von Spiez und Faulensee praktisch nicht mehr bedient.
Die BLS Schifffahrt AG, seit 2021 ein eigenständiges Unternehmen des Bern-Lötschberg-Simplon Bahn, betreibt auf dem Thunersee eine Flotte von zwei Dampfschiffen und sechs Motorschiffen. Während DS Blüemlisalp (1906) im Sommer täglich im Einsatz steht, wird der 2021 generalrevidierte Schraubendampfer Spiez, mit Baujahr 1902 das älteste Schiff der BLS, nur für Charterfahrten eingesetzt. Doch zurück zur Reise. Mittlerweile hat das Fahrgastschiff Gunten hinter sich gelassen und nimmt Kurs auf das gegenüberliegende Ufer. Während der viertelstündigen Überfahrt
ergibt sich ein herrlicher Ausblick auf den Niesen, welcher durch seine Pyramidenform unverkennbar ist. Nach einer Fahrzeit von Dreiviertelstunden erreicht das Schiff die Schiffstation von Spiez, die sich in unmittelbarer Nähe vom Schloss Spiez befindet. Hier gibt es einen grösseren Passagierwechsel, denn Spiez lädt mit seiner mediterranen Uferpromenade und der wunderschönen Bucht zum Verweilen ein. Sobald alle Gäste aus- und eingestiegen sind, kann die zweite Etappe der Reise in Angriff genommen werden. Die Fahrt führt nun um die Halbinsel Bürg nach Faulensee.
Im Anschluss nimmt das Schiff wiederum Kurs aufs gegenüberliegende Ufer. Bei klarer Sicht ergibts sie eine herrliche Aussicht auf das Berner Oberländer Dreigestirn von Eiger, Mönch und Jungfrau. Wenn sich dann diese ohnehin schon fotogenen Berge noch im tief blauen Wasser des Thunersee spiegeln, dann wird einem wieder mal bewusst, wie schön unsere Schweiz ist. Über das Dorf Merligen gelangt man zur Beatenbucht. Seit 1889 bringt die Standseilbahn Touristen auf den rund 600 Meter höherliegenden Beatenberg. Von dort führt eine "drei Seil Gruppen-Umlaufbahn" (in der Schweiz einzigartig)
auf das knapp 2`000 Meter hohe Niederhorn. Nachdem hier viele Gäste auf die Bergbahn umgestiegen sind, tuckert das Schiff vorbei an den imposanten, senkrecht aus dem Wasser ragenden Felswänden der Beatenbucht entlang. Wenig später kann man weit oben den Eingang zu den Beatushöhlen erkennen. Laut der Legende soll hier der heilige St. Beatus den schaurigen Drachen vertrieben und anschliessend in der Höhle bis zu seinem Tod gelebt haben. Zu seiner Ehren wurde eine Kapelle errichtet, welche jedoch die Berner Regierung im Zuge der Reformierung 1528 abriss und den Höhleneingang zumauerte.
Heute ist die Tropfsteinhöhle ein beliebtes Touristenmagnet. Der vorletzte Halt befindet sich ein wenig später am Ende des Thunersees in Neuhaus. Auf der anderen Seite des Naturschutzgebietes Weissenau beginnt der Schifffahrtskanal, der zum Bahnhof Interlaken West führt. Dieser wurde 1892 errichtet und darf ausschliesslich von den Kursschiffen benützt werden. So tuckert das Schiff, um den Wellenschlag möglichst gering zu halten, in gemütlichem Tempo flussaufwärts. Das letzte Hindernis bildet die Brücke der Weissenaustrasse. Hier müssen die Schiffsmasten nachhinten geknickt werden.
Im Vergleich zu anderen Brückendurchfahrten auf Schweizer Seen ist dies jedoch recht unspektakulär. In Interlaken West endet der Schifffahrtskanal und so nimmt schliesslich die Thunerseeschifffahrt nach einer Fahrzeit von gut zwei Stunden ihr Ende. Aufgrund der zwei Eisenbahnüberquerungen über die Aare sowie des dichtverbauten Dorfkernes konnte eine Schiffsverbindung nach Interlaken Ost und somit zum Brienzersee nie realisiert werden. So ist man gezwungen an Land zu gehen und das kurze Stück entweder zu laufen oder die Bahn zu nehmen.
Interlaken, 556 m.ü.M
Die zwischen Thuner- und Brienzersee eingebettete Ortschaft ist ein traditioneller Urlaubsort. Die Stadt zieht durch die einmalige Lage und der Nähe zur weltbekannten Eiger, Mönch und Jungfrau Region unzählige Besucher aus nah und fern an. Dementsprechend ist auch der Ortskern von Restaurants, Souvenirshops und Uhrenläden geprägt. Auf dem rund 30 Minütigen Spaziergang von der Schifflände des Thunersees (Interlaken West) zu jener des Brienzersees (Interlaken Ost) kann man in diese Ferienstimmung eintauchen.
3470, Interlaken Ost – Böningen - Brienz
Gleich hinter dem Bahnhof Interlaken Ost warten die Schiffe der Brienzersee Schifffahrt auf die Gäste. Wie auch auf dem Thunersee wird die Schifffahrt durch die BLS betrieben. In der Sommersaison nimmt fast stündlich ein Schiff die knapp 1 ½ stündige Reise nach Brienz in Angriff. Durch einen lauten Pfiff signalisiert der Kapitän die Abfahrt. Sobald dann die Brücke zurückgestossen und die Seile gelöst sind, kann der zweite Teil der Berner Oberländer Kreuzfahrt beginnen. Das Schiff tuckert nun den schmalen Aarekanal hinauf zur Eisenbahnbrücke.
Im Anschluss wird der Blick frei auf den türkisfarbenen Brienzersee. Nun kann das Schiff volle Kraft aufnehmen und auf Böningen zusteuern. Die Ortschaft liegt ein wenig versteckt in einer Bucht ganz am westlichen Zipfel des Sees. Bis 1969 war das Dorf mit einer Eisenbahnstrecke ab Interlaken erschlossen. Mit der Verlängerung der Brünigbahn bis nach Interlaken Ost verlor die Bödeli Bahn an Bedeutung, was schliesslich zur Einstellung des Betriebes auf diesem Abschnitt führte. Aber zurück zur Schifffahrt, diese verlässt die Bucht auf Grund der geringen Platzverhältnisse im Retourgang.
Während einige Kurse nun auf direktem Weg nach Iseltwald fahren, nehmen verkehren die anderen Schiffe über das andere Seeufer via Ringgenberg und Niederried. Während der Überfahrt kann man auf dem Sonnendeck einfach ein bisschen die Seele baumeln lassen und dabei die wunderbare Landschaft geniessen die vorbeizieht. Wie auch der Thunersee verfügt der Brienzersee über einen nostalgischen Raddampfer. Das DS Lötschberg, 1914 von Escher Wyss in Zürich erbaut, kommt während den Sommermonaten täglich zwei Mal auf der Strecke Interlaken Ost - Brienz retour zum Einsatz.
Der nächste Halt befindet sich wieder am süd - östlichen Ufer des Brienzersees in Iseltwald. Die Ortschaft war lange Zeit nur über den Wasserweg erreichbar. Mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt entwickelte sich das einstige abgeschiedene Bauerndorf in einen Tourismusort. Die vielen alten Hotels, die sich am Seeufer anreihen, sind Zeitzeugen dieser Epoche, welche sich anfangs des 20. Jahrhunderts abspielte. Internationale Bekanntheit erlangte das beschauliche Dorf 2020, als es als Drehort der südkoreanischen Fernsehserie Crash Landing on You diente.
Seither wird das Dorf und insbesondere der Bootssteg regelrecht von Touristen überrannt. Nach einem grossen Passagierwechsel nimmt das Schiff Kurs auf den nächsten Touristen Hotspot - die Giessbachfälle. Rund 100 Meter oberhalb der Station thront erhaben das 1879 eröffnete Grandhotel Giessbach. Die älteste Standseilbahn von der Schweiz verbindet seit bald 150 Jahren die Schiffstation mit dem Hotel. Gleich hinter dem Hotel donnert machtvoll der Giessbach rund 400 Meter in die Tiefe. Anschliessend lässt das Schiff aber diesen geschichtsträchtigen
Ort hinter sich und tuckert gemütlich noch ein letztes mal quer über den See. Nun kann man noch einmal zurücklehnen und die letzten Augenblicke auf dem türkis blauen Wasser geniessen. Schliesslich ist nach 1 1/4 stündiger Fahrzeit der Endpunkt dieser Reise erreicht. Brienz bildet nicht nur der Ausgangspunkt der Dampfbahn zum Brienzer Rothorn (476), sondern wird auch als Zentrum der Holzbildhauerei bezeichnet. Dementsprechend ist das Ortsbild mit vielen Schnitzereien geprägt. In diesem wunderschönen Dorf nimmt diese Reise dann sein Ende.
Last Update: 13.11.2024
Zuletzt gereist: 09.05.2024